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Antike Möbel sammeln, bestimmen und einordnen

Antike Möbel sammeln, bestimmen und einordnen. Für jeden Sammler und Liebhaber von Antiken Möbeln stellt sich die Frage nach dem Wann und Woher. 

Antike Möbel zu sammeln ist nicht erst in unserer Zeit Mode geworden. Von jeher gab es Antiquitätenfreunde und Antiquitätenkenner, die keinerlei Beziehung zu den Möbeln ihrer Zeit oder gar zur Dutzendware unseres Industriezeitalters hatten und nachgeahmte Möbel und Stilmöbel ablehnten.
Vieles spricht dafür, antike Möbel zu sammeln, nicht nur rechnende Spekulation. Wer sich den Sinn für das Originale, für die Qualität von Arbeit und Material, für harmonische Formgebung und dazu ein wenig individualistische Romantik bewahrt hat, wird sich in der Umgebung antiker Möbel wohler fühlen als in der oft klinisch kühlen sachlichen Funktion des modernen Mobiliars. Ob geerbt oder gesammelt, jedes Möbel hat seine Geschichte, seinen Herkunftsbereich, den der Besitzer zu erforschen trachtet, denn er wird sich ja nur mit einem bestimmten Möbel identifizieren wollen, in der weit reichenden Palette vom eleganten Patriziermöbel bis zum rustikalen Bauernmöbel. Hat man sich mit einem Möbel angefreundet, so geht es wie mit einem neuen Freund, mit dem man Zwiegespräche halten will und schon bald kommt die Frage nach dem Wann und Woher. Je tiefer der Sammler in die Materie speziellen Interesses vordringt, umso genaueres will er über Geschichte und Herkunft des Möbels wissen. Hier aber geht das Wissen nicht weit über die Kaufverhandlung hinaus. Zugegeben: die Antwort ist in der Tat nicht leicht und die Literatur nicht umfassend genug, nach der man ein Möbel genau bestimmen, einordnen oder zuschreiben kann.

Es gibt vortreffliche, umfangreiche Bücher, in denen die schönsten, erlesensten Möbel aller Zeiten und Stile gezeigt und behandelt werden, die jedoch eher geeignet sind den Normalsammler zu entmutigen statt ihm von Nutzen zu sein. Denn diese herrlichen Möbel stehen in Museen und Sammlungen und sind damit im Kunsthandel unerreichbar geworden. Die Formenskalen der Museumsmöbel sind meist nahezu gleichartig, jeweils typisch für eine bestimmte Stadt, eine Landschaft, einen begrenzten Umkreis.

Das kommt daher, dass bei der Entstehung der vorwiegend volkskundlichen Sammlungen nur der Mut zu gesicherten Stücken bestand und die untypischen, als Außenseiter betrachteten Möbel, die also in kein vorbestimmtes System der Formen passten, abgelehnt wurden. Diese untypischen, bürgerlichen und bäuerlichen Möbel sind es, die zumeist im Handel und für den Sammler erreichbar sind. Je geringer die Qualität eines Möbels ist, je weiter sich also das bürgerliche Möbel vom höfischen entfernt, desto schwieriger ist die Zuschreibung. Nur aufgrund von Stilmerkmalen ein Möbel zu lokalisieren, ist vielleicht ein wenig dilettantisch, aber ein Weg zu einer Übersicht zu kommen. Wenn jedoch die meist bekannten Standorte bei der Beurteilung mitwirken, verdichtet sich die Richtigkeit der Zuschreibung.

Dass jene Prachtmöbel verlässlich datierbar sind, ist leicht erklärt. Um die Fürstenhöfe siedelten sich in den vergangenen Jahrhunderten Handwerker an, die den Möbelbedarf der Hofhaltung befriedigten. Unter ihnen gab es berühmte Kunsttischler, die oft in jahrelanger Arbeit besonders erlesene Stücke anfertigten. Ihre Gesellen und Lehrlinge arbeiteten natürlich im Sinne des Meisters und sorgten damit für die Verbreitung seiner „Schule“. So kennt man Werkstätten, für die ganz spezielle Möbelformen charakteristisch sind, und diese kann man daher in ihrer Herkunft zweifelsfrei nachweisen. Und da die Lebensdaten der Meister und ihrer höfischen Auftraggeber sowie die Bauzeit der Schlösser, die eingerichtet werden mussten, bekannt sind, lässt sich auch die Entstehungszeit höfischer Möbel fast aufs Jahr genau bestimmen. So ist es beispielsweise Kreisel, dem Herausgeber des unfangreichsten, Fundiertesten und schönsten Möbelfachbuches, möglich gewesen, Daten zu sichern, die unumstößlich sind.

Anders ist es um die Datierungsmöglichkeit bürgerlicher Möbel bestellt. Natürlich gab es auch hier bekannte Werkstätten mit besonderer Eigenart. Meist aber wurden Möbel für den alltäglichen Hausgebrauch von den örtlichen Schreinern hergestellt, deren Arbeitsweise und Stil von sehr unterschiedlichen Einflüssen geprägt waren. Tradition und das Vorbild von Lehrherren wirkten da natürlich mit. Dazu aber kam, dass jeder Schreiner selbst gewissermaßen eine künstlerische Persönlichkeit war und in die erlernte Formensprache eigene Eingebungen mengte. Lange Wanderjahre hatten zudem eine Fülle von Anregungen mit sich gebracht, die auch verarbeitet werden wollten. So war das Ergebnis oft eine individuell willkürliche Mischung von Formen verschiedener örtlicher Herkunft und zeitgebundener Stile. Daher ist die Datierung hier ungemein schwierig. Denn selbst wenn Formen, Verarbeitungsmethoden, Holz- und Furniertechniken, Beschläge und andere Schmuckelemente auf eine bestimmte Epoche hinzudeuten scheinen, ist es keineswegs gewiss, dass ein Möbel auch in dieser Zeit entstanden ist. Auf dem Lande hielten sich überkommene Formen und Ornamente oft über Generationen hinweg, so dass mit den üblichen kunsthistorischen Begriffen kaum etwas anzufangen ist. Nur in größeren Zentren war man etwas mehr bemüht, sich dem jeweils aktuellen Stil anzupassen und jeweils das Neueste zu bieten.

So ergeben sich in diesem Bereich für die Datierung lauter Unsicherheitsfaktoren, und ein Spielraum von mindestens zwanzig Jahren ist stets zu lassen. Eine so vage Zuschreibung wie „18. Jahrhundert“ freilich ist allzu bequem und sagt im Grunde nur, dass es sich nicht um eine Nachahmung, sondern um ein Möbel aus der Zeit handelt.

Je später ein Möbel entstand, um so mehr sind die Zuschreibungsmöglichkeiten fließend. Insbesondere ab 1760/70 war die Vereinheitlichung des Geschmacks, auch durch die Möbelaufrissbücher der großen Ebenisten bedingt, so weitgehend vereinheitlicht, dass der Stil oft wenig über die Herkunft aussagt, wenn der Standort heute nicht mehr verfolgt werden kann. Trotz der erwähnten Schwierigkeiten haben wir uns bemüht, die Zuschreibung so eng wie möglich in unserem Buch zu umgrenzen. Bei der Zuschreibung nach Landschaften und Städten ist die Herkunft des Möbels, die in sehr vielen Fällen bekannt war, von entscheidender Bedeutung. Fasst man die landschaftlichen und Städtemäßigen Gruppen empirisch zusammen, so kristallisieren sich in der Fülle des Materials Eigenheiten und ständig wiederkehrende Formensprachen heraus, die zur Ableitung einer bestimmten landschaftlich oder städtisch fixierbaren Formenskala von Stilmerkmalen führen.

Literaturverzeichnis/Quellennachweis

Wolfgang Schwarze, Antike Deutsche Möbel – Wuppertal 1975

 

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